Die Illusion eines kurzen Krieges schwindet im Laufe des Jahres 1915. Der Stellungskrieg zwischen Deutschland und Frankreich hat bereits über eine Million Tote gefordert. Italien tritt an der Seite der Alliierten in den Krieg ein – sodass die Schweiz nun ganz von Krieg führenden Ländern umgeben ist. Immer häufiger greift der Krieg ins Zivilleben ein. Mit dem Krieg verändern sich die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Für die Krieg führenden Länder ist die Schweiz mit ihrer hoch entwickelten Industrie ein wichtiger Handelspartner. Die wirtschaftlichen Aktivitäten der Schweiz werden deshalb immer genauer und restriktiver kontrolliert; die Schweiz verliert ein grosses Stück Souveränität. Der wirtschaftliche Alltag ist für die Unternehmen schwierig: Rohstofflieferungen treffen verspätet ein oder bleiben ganz aus. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln ist noch zufriedenstellend. 

Wirtschaften von Tag zu Tag

Mit dem Krieg verändern sich die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Für die Krieg führenden Länder ist die Schweiz mit ihrer hoch entwickelten Industrie ein wichtiger Handelspartner. Schon im Februar 1915 hält die «Neue Zürcher Zeitung» fest: «Den einen Vorteil der Neutralität, mit niemand verfeindet zu sein, sollte die schweizerische Industrie ausnützen können.» Als einzigem neutralem Land gelingt es der Schweiz, Handelsverträge mit den Krieg führenden Staaten auszuhandeln. Gleichzeitig wollen diese Länder verhindern, dass die Schweiz kriegswichtige Produkte an den Feind liefert. Die wirtschaftlichen Aktivitäten der Schweiz werden deshalb immer genauer und restriktiver kontrolliert.

Verpackung von Schokolade bei Peter & Kohler in Orbe, ca. 1920 (Nestlé Historical Archives, Vevey)

Milch und Brot: Landwirtschaft im Umbruch

Mit einem Schlag verändert der Erste Weltkrieg die Schweizer Nahrungsmittelversorgung. Am Beispiel der Grundnahrungsmittel Milch und Brot wird dies besonders deutlich. Milch, im Überfluss produziert und zu Käse verarbeitet, wird schon vor dem Krieg in die ganze Welt exportiert. Demgegenüber besteht ein hoher Importbedarf an Brotgetreide, das die Schweiz auf dem Weltmarkt einkauft. Diese Import-Export-Abhängigkeit wird mit dem Kriegsausbruch zu einem Problem, das der Staat mit wirtschaftspolitischen Eingriffen zu entschärfen versucht. Während sich die Ernährungssituation bis Ende 1915 kaum verändert, sind die Folgen für die Landwirtschaft und den Agrarhandel einschneidend.

Gruppenbild vor der Melkerei (Schweizer Nationalmuseum, Zürich)

Blick ins Ausland 1916

«Neither side had won the War, nor could win, the War. The War had won.» Edmund Blunden, aus dem Gedicht «On the Battle of the Somme» in «Undertones of War», London 1928